63% der deutschen Paare streiten sich mindestens einmal im Monat, 23% mindestens einmal in der Woche. Ständiger Streit zermürbt und kostet viel Kraft. Wie lässt sich verhindern, dass schon wieder die Fetzen fliegen? Wie verwandelst du fliegende Teller am schnellsten in Versöhnungssex? Ich verrate dir meine 12 besten Tipps, um Streit zu beenden, und welche vier Fallen du dabei vermeiden solltest.
Inhaltsverzeichnis
So schadet Streit deiner Beziehung
Die beiden einzigen Gründe für Streit
So führen gegensätzliche Bedürfnisse zum Streit
Warum unterschiedliche Überzeugungen Zoff auslösen
Das wirkt als Brandbeschleuniger für Streit
Meine 12 besten Tipps, um sich schnell wieder zu versöhnen
Klare Absprachen für Alltagsprobleme
Übernimm Verantwortung dafür, wie es dir geht
Können wir bitte langsamer machen?
Erinnere dich daran, wofür du deinen Partner magst
Wenn die Fetzen fliegen: Pause einlegen
Vergiss nicht, dich zu versöhnen
4 Fehler, die du beim Streiten auf jeden Fall vermeiden solltest
Mit diesen 3 Methoden vermeidest du Streit langfristig
Warum es Streit verhindert, wenn du deine Schwächen und Bedürfnisse kennst
Diese Kommunikationsfähigkeiten verbessern deine Beziehung
Grundlegende Konflikte lösen oder akzeptieren?
Diese 3 positiven Aspekte gewinnst du, wenn du Streiten meisterst
Kein Groll mehr – stattdessen mehr Nähe
So schadet Streit deiner Beziehung
Solange Streiten Konflikte löst, kann es der Beziehung helfen. Aber ständiges Streiten schadet der Beziehung. Wie viel ist also noch gesund? Wie lässt sich unterscheiden, ob ein Streit hilft oder schadet?
Forscher können mit über 90% Wahrscheinlichkeit voraussagen, ob sich ein Paar trennen wird. Dazu müssen sie nur einige Minuten lang beobachten, wie die beiden streiten. Wenn einer von euch unfaire Mittel verwendet, dann schadet der Streit der Beziehung. (Siehe die vier größten Fehler beim Streiten)
Die Gottman-Konstante sagt: In stabilen Beziehungen kommen auf jede negative Interaktion fünf positive: zum Beispiel lächeln, loben oder bestätigen.
Um zu verstehen, ob Streit deiner Beziehung schadet, sind zwei Punkte wichtig:
- die Art und Weise, wie ihr streitet
- wie oft ihr euch negativ und positiv aufeinander bezieht
Bevor wir uns ansehen, wie sich besser streiten lässt und wie sich Streit vermeiden lässt, reden wir darüber, wie er entsteht.
Die beiden einzigen Gründe für Streit
In einer repräsentativen Studie von 2021 wurden Singles und Paare gefragt, worüber sie sich in Beziehungen am häufigsten zoffen. Das ist die Hitliste der häufigsten Streitthemen:
- 35% Haushalt
- 21% Unterschiedliche Auffassungen von Sauberkeit und Ordnung
- 20% Die Aufgabenverteilung im Haushalt
- 19% Freizeit
- 19% Geld / Ausgaben
- 18% Medienzeit
- 18% Es gibt häufig keinen konkreten Grund. Der Streit resultiert aus schlechter Stimmung.
Auch Eifersucht, Eltern/Schwiegereltern, Kindererziehung und Job waren häufig genannte Auslöser.
Während sich der Streit an diesen verschiedenen Themen entzündet, liegen die tatsächlichen Gründe etwas tiefer. Es gibt nur zwei Gründe, warum Paare sich streiten:
- wenn gegensätzliche Bedürfnisse aufeinander prallen
- wenn ein Partner daraus, wie sich die andere Person verhält, schmerzhafte Schlüsse zieht
So führen gegensätzliche Bedürfnisse zum Streit
Ein Partner kommt abends müde von der Arbeit nach Hause und möchte in Ruhe auf der Couch hängen und sich entspannen.
“Sei doch nicht so langweilig. Du bist eine richtige Couch-Potato geworden. Ich will endlich mal wieder etwas unternehmen. Lass uns beim Italiener essen und dann ins Kino gehen!”
“Ich hab den ganzen Tag gearbeitet und hab mich von meinen Kollegen anmeckern lassen. Jetzt komme ich nach Hause und du meckerst mich an?! Ich hätte echt gerne meine Ruhe.”
Hinter diesem Konflikt stehen sich widersprechende Bedürfnisse: Ruhe und Entspannung auf der einen Seite und Abwechslung, Spaß und Lebendigkeit auf der anderen Seite.
Viele Paare streiten sich darüber, wie sich Freiheit und Sicherheit angemessen ausbalancieren lassen. Jedes Paar muss aushandeln, wie viel beide unabhängig voneinander unternehmen und welche Regeln dafür gelten.
Warum unterschiedliche Überzeugungen Streit auslösen
Dein Partner hat die Küche sicherlich in diesem grauenvollen Zustand hinterlassen, weil du ihm komplett egal bist. Wenn er dich wirklich respektieren würde, dann hätte er aufgeräumt!
So entsteht Streit: Dein Partner sagt oder tut etwas (oder tut etwas nicht) – und du bist überzeugt, dass das zeigt, dass er dich nicht genug liebt, nicht genug respektiert oder du ihm nicht wichtig genug bist.
Menschen deuten am laufenden Band, was sie erleben. Wie eine Situation bewertet wird, hat Konfliktpotenzial. Erstens merken die meisten leider nicht, welche Urteile sie fällen. Zweitens wird kaum ein Partner zustimmen, wenn er hört: “Dass du die Küche nicht aufgeräumt hast, zeigt klar, dass du mich nicht genug liebst.”
Das wirkt als Brandbeschleuniger für Streit
Menschen wollen und brauchen verschiedene Dinge – das führt zu Konflikten. So weit, so normal. Warum wird aus einem Konflikt ein Streit? Oft liegt es daran, dass einer von beiden beginnt, den anderen zu kritisieren, Vorwürfe zu machen oder die Schuld an etwas zu geben. Wenn dabei auch noch wunde Punkte getroffen werden, kann ein alltäglicher Konflikt schnell zum ausgewachsenen Ehekrach werden.
Meine 12 besten Tipps, um sich schnell wieder zu versöhnen
#1 Ihr spielt im selben Team
Erinnere dich daran, dass ihr auf derselben Seite seid und beide an einer Lösung interessiert seid. Auch wenn ihr streitet: Ihr seid zusammen, weil ihr euch liebt und einander Gutes wollt – ihr seid keine Gegner.
Stell dir vor, ihr sitzt gemeinsam auf einer Seite eines Tisches und schaut auf ein unfertiges Puzzle mit 500 Teilen. Das wollt ihr gemeinsam schaffen! Momentan ist es ein ziemliches Durcheinander, die Teile liegen kreuz und quer. Mit welcher Haltung würdet ihr das Puzzle angehen, um es effektiv und mit Freude zu lösen?
#2 Klare Absprachen für Alltagsprobleme
Wenn ihr euch immer wieder darüber streitet, dass das Geschirr auf und nicht im Geschirrspüler steht, dann sprecht in einer ruhigen Minute ab, wie ihr mit dem Geschirr umgehen wollt. Findet eine Absprache, zu der beide ja sagen können – und haltet euch daran.
#3 Warum du gut zuhören solltest
Wenn du dich streitest, scheint es das Wichtigste, den eigenen Standpunkt loszuwerden. Er muss mich doch hören! Sie muss doch endlich verstehen, warum mir das so wichtig ist!
Höre stattdessen zuerst deiner Partnerin offen und aufmerksam zu. Frage ruhig nach, wenn du etwas nicht verstehst. Deine Partnerin hat es verdient, dass du dich für ihre Sicht interessierst. Du möchtest ja auch, dass sie deine Sicht versteht. Erst wenn du verstehst, worum es ihr geht, kannst du eine Lösung vorschlagen, die deine und ihre Position berücksichtigen.
Später könnt ihr die Rollen tauschen und du kannst deiner Partnerin erklären, was dir wichtig ist.
#4 Keine Ablenkungsmanöver
“Ich kann nicht verstehen, dass du schon wieder nicht bescheid gesagt hast, dass du heute Abend weggehst!”
“Du hast mir ja auch nicht gesagt, dass du Steffi auf dem Weg getroffen hast. Das hätte ich auch gerne gewusst!”
Bleib beim Thema. Die Versuchung kann groß sein, dem anderen auch etwas vorzuwerfen, um dich zu verteidigen. Das rächt sich durch einen größeren Streit. Und jetzt mal ehrlich – der eine Vorwurf hat nichts mit dem anderen zu tun.
#5 Bleibe konkret
“Immer machst du mich runter!” “Nie bist du pünktlich!” Selbst der unpünktlichste Partner war wahrscheinlich schon einmal rechtzeitig da. Sätze, die mit “immer” oder “nie” beginnen, sind in der Regel falsch. Außerdem werden sie leicht als Kritik an der ganzen Person verstanden.
Sprich lieber konkret darüber, was dich stört: Um welche Situation geht es? Um welches Verhalten? Zum Beispiel so: “Ich ärgere mich, dass du heute 20 min später da warst, als wir verabredet hatten.”
#6 Übernimm Verantwortung dafür, wie es dir geht
Bei jedem Streit geht es darum: wer wem mehr “angetan” hat, wer benachteiligt ist, wer “das eigentliche Opfer” ist, wer recht hat – und wer schuld ist.
Darüber lässt sich ewig streiten. So weit ich weiß, wurde in der Geschichte der Menschheit noch kein Streit mit den Worten beendet: “Stimmt, ich war gemeiner zu dir als du zu mir. Da hast du recht.”
Dein Partner ist nicht der wahre Grund dafür, dass du dich ärgerst. Du ärgerst dich wegen dem, was du willst, brauchst oder erwartest. So gesehen liegt der Grund für deinen Ärger in dir selbst. Also gib dir einen Ruck und steige aus dem Spiel, wer am ärgsten dran ist, aus.
Höre auf, dich damit zu beschäftigen, wer schuld ist. Versuche lieber zu verstehen, warum sich deine Partnerin so verhalten hat. Dann lege den Fokus auf die Frage: Wie lässt sich die Situation lösen?
Wenn du Verantwortung dafür übernimmst, wie es dir geht, dann gewinnst du zwei Dinge:
- Du hast sofort mehr Macht darüber, was du erlebst. Du kannst dich darauf konzentrieren, was du tun kannst, um deine Lage zu verbessern.
- Dem Streit ist die Grundlage entzogen. Alleine kann man sich nämlich nicht streiten.
#7 Sprich von dir
Kaum etwas kann einen schneller auf die Palme bringen, als wenn einem jemand sagt, wie man angeblich ist – vermeide deshalb Du-Botschaften.
Fange deine Sätze mit “ich” an und teile deinem Partner mit, wie du dich fühlst, was du brauchst und worum du bittest. So ermöglichst du deinem Partner, sich in dich hineinzuversetzen – und das wünschst du dir doch wahrscheinlich.
#8 Können wir bitte langsamer machen?
Hast du dich schon mal nach einem Streit gefragt, wie er eigentlich angefangen hat? Oft eskalieren Gespräche schneller, als es die Beteiligten mitbekommen. Langsam zu machen hilft!
Wenn du deinem Partner erklärst, was dich stört: Äußere einen Punkt und stelle sicher, dass dein Partner dir zuhören kann. Deinen Ärger einmal auszukotzen, fühlt sich vielleicht kurz gut an – führt aber selten zu einer Lösung. Andersrum kannst du deinen Partner jederzeit bitten: Können wir bitte langsamer machen?
#9 Erinnere dich daran, wofür du deinen Partner magst
Während ihr hitzig diskutiert, frage dich: Was mag ich an ihm? Wofür bin ich ihm dankbar? Das hilft dir, die ganze Person zu sehen und nicht nur das, was dich gerade nervt. Dass ihr euch streitet, ist ein Zeichen, dass ihr euch wichtig seid. Wenn einer dem anderen egal wäre, würde sich ein Streit nicht lohnen.
#10 Wenn die Fetzen fliegen: Pause einlegen
Wenn eure Diskussion anfängt, sich im Kreis zu drehen, oder ihr euch anschreit, ist es Zeit für eine Pause. Bitte deine Partnerin, den Streit zu unterbrechen. Die Pause kann minuten-, stunden- oder auch mehrere Tage lang sein. Verabredet, wann ihr ins Gespräch zurückkommt. Es lohnt sich, dieses Vorgehen in einem ruhigen Moment zu besprechen, damit die Pause nicht als Abbruch des Gesprächs missverstanden wird.
#11 Vergiss nicht, dich zu versöhnen
Es ist wichtig, dass ihr den Streit nicht unter den Teppich kehrt, sondern euch bewusst versöhnt. Ist das Thema so weit geklärt, dass ihr es ruhen lassen könnt, ohne dass Groll zurückbleibt? Dann ist es Zeit sich zu versöhnen. Drückt aus, wofür ihr einander wertschätzt. Sprecht aus, dass der Streit beendet ist, und nehmt euch in den Arm.
#12 Die richtige Umgebung wählen
Wenn du etwas mit deiner Partnerin besprechen möchtest, das dir wichtig ist, dann setze einen klaren Rahmen: Frage sie, ob es ihr gerade passt. Wenn nicht, vereinbare einen anderen Zeitpunkt mit ihr. Achte darauf, dass ihr Ruhe und genügend Zeit habt. Gute Gesprächsbedingungen zu schaffen ist die halbe Miete.
4 Fehler, die du beim Streiten auf jeden Fall vermeiden solltest
Gottman hat in seiner Forschung herausgefunden, dass es vier “apokalyptische Reiter” gibt. Sie kündigen das Ende einer Beziehung an, wenn sie häufiger vorkommen. Für jeden der apokalyptischen Reiter sind einige der 12 Tipps als Gegenmittel besonders geeignet.
#1 Kritik an der Person
“Du bist so egoistisch – du machst dir überhaupt keine Gedanken, was dein Verhalten für andere bedeutet. Ich hab den ganzen Tag lang sauber gemacht – und du bist 10 Minuten in der Küche und schon sieht es wieder aus wie Sau!”
Es ist wichtig, deinem Partner mitzuteilen, was dich stört. Du solltest jedoch nicht seine Person kritisieren, also zum Beispiel seinen Charakter, sondern dich auf konkrete Situationen und konkretes Verhalten beziehen. Das hört sich dann so an:
“Ich ärgere mich, dass die Arbeitsfläche voll von Essensresten und dreckigem Geschirr ist. Ich habe heute über eine Stunde lang geputzt und aufgeräumt und ich würde gerne das Ergebnis genießen. Könntest du bitte wieder sauber machen, wenn du in der Küche fertig bist?”
Gottmans Forschung zeigt, dass Kritik und Schuldzuweisung nicht sofort zum Ende einer Partnerschaft führen. Sie öffnen aber den anderen drei apokalyptischen Reitern Tür und Tor.
Gegenmittel:
- Ihr spielt im selben Team
- Klare Absprachen für Alltagsprobleme
- Bleibe konkret
- Sprich von dir
- Übernimm Verantwortung dafür, wie es dir geht
#2 Rechtfertigen und verteidigen
Menschen rechtfertigen und verteidigen sich oft, wenn sie sich als Person angegriffen fühlen. Manche rechtfertigen sich allerdings bei jeder Kritik – auch wenn sie berechtigt ist.
Achte darauf, Kritik anzunehmen, wenn sie berechtigt ist. Das gehört zum Erwachsensein dazu. Auch wenn du eine Kritik für falsch hältst: Rechtfertige dich nicht. Höre stattdessen zu, bis du verstehst, warum die andere Person das so sieht. Du musst nicht zustimmen, und du kannst später deine Meinung teilen.
Gegenmittel:
- Ihr spielt im selben Team
- Höre zu und interessiere dich für deinen Partner
- Keine Ablenkungsmanöver
- Übernimm Verantwortung dafür, wie es dir geht
#3 Verachtung zeigen
Vermeide alles, was Verachtung ausdrückt:
- Beleidigungen
- Sarkasmus
- Bemerkungen, die unter die Gürtellinie gehen
- Augenrollen
- Nachäffen
- den anderen lächerlich machen
- wegwerfende Handbewegungen
Humor ist prima, aber lache nicht über deinen Partner – nicht mal, wenn er mitlacht. Ausgelacht zu werden fühlt sich nicht sicher an und untergräbt die emotionale Nähe zwischen euch.
Wenn du Verachtung ausdrückst, stellst du dich über deinen Partner und schadest euer Beziehung. Die Studien von Gottman zeigen, dass verachtendes Verhalten am zuverlässigsten voraussagt, dass sich ein Paar bald trennt.
Gegenmittel:
- Erinnere dich daran, wofür du deinen Partner magst
- Sprich von dir
- Übernimm Verantwortung dafür, wie es dir geht
#4 Mauern und Rückzug
Wenn ein Streit überfordernd wird, ziehen viele Menschen sich zurück: Sie machen zu, antworten nicht mehr oder verlassen den Raum. Diese Reaktion ist besonders häufig, wenn die andere Person Verachtung ausdrückt. Obwohl sie verständlich ist, trägt sie nicht zur Lösung bei. Besser ist es, eine bewusste Pause zu nehmen und etwas zu machen, was dir gut tut.
Gegenmittel:
- Können wir bitte langsamer machen?
- Wenn die Fetzen fliegen: Pause einlegen
Mit diesen 3 Methoden vermeidest du Streit langfristig
Jetzt weißt du, wie du Streit beenden kannst und welche Fallen du auf jeden Fall vermeiden solltest. Wenn du die Tipps umsetzt, hast du bereits viel dafür getan, Streit langfristig zu vermeiden.
Aber was, wenn das nicht ausreicht, um Streit zu verhindern? Oder sich nicht so einfach umsetzen lässt?
Als ich Mitte 20 war, habe ich mich nach 5 Jahren Beziehung von meinem damaligen Partner getrennt. Ich hatte die zermürbenden Streitereien satt. Die langen Diskussionen. Die Hilflosigkeit, weil ich nicht wusste, wie ich es anders machen sollte.
Damals habe ich mir geschworen, dass ich einen Weg finde, es besser zu machen: Ich wollte eine Beziehung fast ohne Streit. Wie das geklappt hat, teile ich im nächsten Abschnitt mit dir – meine drei besten Methoden aus über 15 Jahren Erfahrung.
#1 Warum es Streit verhindert, wenn du deine Schwächen und Bedürfnisse kennst
In meinen Zwanzigern habe ich mich ständig mit meinem damaligen Partner gestritten – heute streite ich mich viel seltener. Der wichtigste Unterschied zu damals: Ich kenne meine Fehler, Schwächen und meine Bedürfnisse viel besser. Das erlaubt mir, Kritik anzunehmen, Fehler einzugestehen und klarer zu sagen, was ich brauche.
Außerdem übernehme ich häufiger Verantwortung dafür, was ich erlebe. 100%ig eigenverantwortlich zu handeln, ist krass – und setzt viel Selbstreflexion voraus. Um Streit zu verhindern, ist es aber auch krass wirkungsvoll.
Erstaunlich viele Konflikte lassen sich dadurch auflösen, dass einer von beiden ernsthaft an seiner Selbsterkenntnis arbeitet. Wenn du deine eigene Seite geklärt hast, hilft dir das auch zu entscheiden, ob du dich wegen ständigen Streits trennen möchtest oder in der Beziehung bleiben möchtest.
Viele wunde Punkte und “Trigger”, die immer wieder Streit auslösen, stammen aus der Kindheit. Um damit weiterzukommen, brauchen viele Menschen eine Selbsthilfemethode, einen Coach oder eine Therapeutin. Der Riesenvorteil, wenn du dich selbst besser kennenlernst: Jeder Fortschritt kommt dir in allen zukünftigen Begegnungen zugute.
Mir hat The Work als Selbsterfahrungsmethode geholfen, meine wunden Punkte besser kennenzulernen und zu entschärfen. Wenn ich heute über solch einen Punkt stolpere, dann weiß ich, wie ich damit umgehen kann.
#2 Diese Kommunikationsfähigkeiten verbessern deine Beziehung
Leider hatten die meisten von uns keine optimalen Vorbilder, wie sich auch in Konfliktsituationen ehrlich und freundlich miteinander sprechen lässt. Es ist also kein Wunder, falls du als Erwachsene nicht weißt, wie das geht.
Wenn du dir eine Beziehung ohne Streit wünschst, dann lerne besser zu kommunizieren. Das lässt deine Beziehung friedlicher und gleichzeitig lebendiger werden. Als zusätzlichen Bonus ermöglicht es mehr Nähe und Intimität. Wenn du das kannst, nützt es dir in jedem Gespräch:
- aktiv und empathisch zuzuhören
- gewaltfrei auszudrücken, was in dir vorgeht
- ehrlich und wertschätzend nein zu sagen
Es gibt viele Bücher, Seminare, Kurse, Einzel- und Paarcoachings, mit denen du deine Kommunikationsfähigkeiten verbessern kannst. Als Methoden haben sich für mich besonders die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg und das authentic relating (englisch für: authentisch in Beziehung sein) bewährt.
#3 Grundlegende Konflikte lösen oder akzeptieren?
Die Zeit ist auf deiner Seite: In neuen Beziehungen gibt es typischerweise häufiger Streit als in langfristigen Beziehungen. Nach und nach lösen viele Paare die gröbsten Konflikte – oder akzeptieren Unterschiede, die sich nicht ändern lassen. Es lohnt sich also dranzubleiben.
Für schwerwiegende oder festgefahrene Konflikte kann sich professionelle Unterstützung durch einen Coach oder eine Therapeutin lohnen. Das ist besonders hilfreich, um zu erkennen, welche Muster immer wieder zum Streit führen und zu lernen, anders miteinander umzugehen.
Diese 3 positiven Aspekte gewinnst du, wenn du Streiten meisterst
Dich mit deinen Fehlern auseinandersetzen, besser kommunizieren lernen und grundlegende Konflikte lösen? Das klingt nach viel Arbeit. Die folgenden drei Aspekte zeigen, dass sich der Aufwand lohnt:
#1 Kein Groll mehr – stattdessen mehr Nähe
Stell dir vor, du weißt sicher, dass ihr alle Konflikte gut klären könnt. Ohne Schreien, Teller werfen oder Türen knallen. Das gibt dir die Sicherheit alles sagen zu können – und das ist eine riesige Erleichterung. Es macht zurückgehaltenen Groll unnötig. Was auch immer auftaucht: ihr könnt es klären. Das ist mal Vertrauen in eine Beziehung!
Wenn sich die Gespräche mit deinem Partner sicher anfühlen, dann kannst du dich besser öffnen und fühlst dich ihm automatisch näher. Mehr Intimität und ein lebendiger Flow in eurem Alltag werden so möglich.
#2 Du wirst eine reifere Persönlichkeit
Menschen, die sich selbst gut kennen, die Fehler zugeben können und wissen, was sie wollen, sind ausgesprochen attraktiv. Wenn du dich auf den Weg machst, streiten zu meistern, dann wächst du daran.
Egal, wie es mit eurer Beziehung weitergeht: Niemand kann dir nehmen, dass du eine reifere Persönlichkeit geworden bist. Was du lernst, kommt dir in jeder Beziehung zu Freunden und Kolleginnen zugute, nicht nur in deiner jetzigen Partnerschaft.
#3 Du tust etwas für deine Gesundheit
Es ist kaum überraschend, dass eine Beziehung ohne ständigen Streit dich glücklicher. Aber gesünder?
Zwei Harvard-Studien erforschten über 75 Jahre lang: Was macht Menschen wirklich glücklich? Die Wissenschaftler befragten über 600 Menschen über Jahrzehnte hinweg. Sie verfolgten ihren Lebensweg, testeten ihr Blut und machten Bilder von ihren Gehirnen.
Robert Waldinger, der an diesen Studien beteiligt war, fasst das Ergebnis folgendermaßen zusammen: “Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.”
Eine Doktorarbeit wertet die bestehende Forschung aus. Das Ergebnis: Negatives Konfliktverhalten und ungelöste Konflikte sind für die psychische und körperliche Gesundheit beider Partner schädlich. Wenn die Partner gut miteinander umgehen, dann ist eine langfristige Beziehung der beste Schutz, damit beide gesund bleiben und sich wohlfühlen.
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