5 praktische Vorschläge, um mehr emotionale Nähe zu erleben

Sehnst du dich nach emotionaler Nähe? Damit bist du nicht alleine. Denn Umfragen zufolge steigt das Gefühl von Einsamkeit immer weiter an. Hier mache ich dir fünf praktische Vorschläge, wie du mit den Menschen in deinem Leben nahe und verbundene Momente erleben kannst.

1.  Emotionale Nähe braucht Verletzlichkeit und Selbstoffenbarung

Wenn du emotionale Nähe erleben möchtest, dann brauchst du Mut. Du brauchst den Mut, dich verletzlich zu zeigen und zu offenbaren, wie du dich fühlst, was du denkst und was du erlebst. 

 

Nur wenn du dich zeigst, kann die andere Person dich sehen. Desto mehr du von dir zeigst, desto einfacher können andere mit dir mitfühlen und dir emotional nah kommen. Keine Sorge, du kannst dich langsam daran herantasten, dich verletzlicher zu zeigen.

So kannst du ausdrücken, was in dir vorgeht

Ich gebe dir ein einfaches, kurzes Rezept, mit dem du in jedem Moment ausdrücken kannst, was in dir vorgeht. Stell dir diese beiden Fragen:

  • Wie fühlst du dich jetzt gerade?
  • Was wünschst du dir jetzt gerade?

Dann teile deinem Gegenüber deine Antworten mit. Hier sind einige Beispiele, wie sich das bei mir anhört:

  • Beim Abendessen mit meinem Partner: „Ich fühle mich gerade distanziert und einsam. Ich wünsche mir mehr Verbindung zu dir.“
  • Mit meinem Partner: „Ich fühle mich erschöpft und ein bisschen traurig. Ich wünsche mir eine lange Umarmung. Würdest du mich nach dem Essen für einige Minuten auf dem Sofa in den Arm nehmen?“
  • Mit meinem Partner: „Ich freue mich gerade total, dass du da bist. Ich möchte dich in den Arm nehmen.“
  • Im Gespräch mit einer Freundin: „Ich bin verwirrt und mir geht viel durch den Kopf. Ich wünsche mir, das zu sortieren und klarer zu sehen. Kann ich dir erzählen, was ich gestern mit meinem Sohn erlebt habe?“
  • Im Gespräch mit einer Freundin: „Ich freue mich dich zu sehen und ich bin neugierig, wie deine Verabredung war. Ich wünsche mir Verbindung zu dir und würde gerne hören, wie es war.“
  • Mit einer Kollegin: „Ich bin gerade richtig aufgebracht. Ich würde dir gerne erzählen, was mir gerade passiert ist.“

Und wenn ich keine Ahnung habe, was ich fühle?

Lass dich nicht entmutigen, falls dir diese beiden Fragen anfangs schwierig vorkommen – habe Geduld mit dir. Frage dich regelmäßig im Laufe des Tages: Wie fühle ich mich gerade? Was wünsche ich mir? So lernst du dich besser kennen und kannst du bald spontan äußern, was in dir vorgeht.

 

Meiner Erfahrung nach ist das ein schneller und einfacher Weg, auszudrücken, was in dir vorgeht. Wenn du dich offen und verletzlich zeigst, dann schaffst du die Grundlage für emotionale Nähe.

2.  Deine Wertschätzung ausdrücken, um emotionale Nähe zu erleben

Wenn du ehrliche Wertschätzung ausdrückst, dann vermittelst du der anderen Person, dass du sie siehst. Gleichzeitig offenbarst du positive Gefühle von dir – so kann auch die andere Person etwas von dir sehen.

 

Wertschätzung besteht aus diesen zwei Teilen:

  • Was schätzt du wert? Desto konkreter du benennen kannst, was du schätzt, desto eher kommt deine Anerkennung an. Du kannst ein Verhalten wertschätzen oder auch eine Eigenschaft der anderen Person.
  • Was löst dieses Verhalten oder die Eigenschaft in dir aus? Das können zum Beispiel Dankbarkeit, Freude, Erleichterung, Geborgenheit oder Bewunderung sein.

So kann sich Wertschätzung anhören

Hier sind ein paar Beispiele:

  • „Ich bin dir total dankbar, dass du gestern Abendessen gemacht hast, als ich noch am Schreibtisch saß. Ich habe mich echt von dir unterstützt gefühlt.“
  • „Ich bewundere es, wie freundlich und geduldig duzu mit Markus umgehst – du bist wirklich ein toller Papa!“
  • „Ich schätze es sehr, dass du mir vorhin in Ruhe zugehört hast. Es hat mich erleichtert, dass ich dir von meinen Zweifeln erzählen konnte. Jetzt fühle ich mich schon viel ruhiger.“
  • „Ich arbeite total gerne mit dir zusammen. Ich empfinde unsere Zusammenarbeit als total einfach, und ich kann mich auf dich verlassen.“

3.  Empathisches Zuhören hilft dir, Verbundenheit zu erleben – so geht’s

Wenn du jemandem präsent und empathisch zuhörst, machst du ihm oder ihr ein großes Geschenk. Wenn du dich nach emotionaler Nähe sehnst, dann verbessere deine Fähigkeit zuzuhören.

 

Hier sind einige praktische Tipps, die du gleich umsetzen kannst:

  • Sei aufmerksam und lasse dich nicht ablenken. Leg dein Handy weg und überlege nicht, was du als nächstes sagst. Sei ganz Ohr.
  • Fasse zwischendurch zusammen, was du gehört hast. Das hilft Missverständnissen vorzubeugen. Außerdem vermittelst du deinem Gegenüber, dass du dabei bist.
  • Was löst das, was du hörst, in dir aus? Teile der anderen Person mit, welche emotionale Reaktion du hast.

4.  Deinen Körper nutzen, um emotionale Intimität zu erleben

Augenkontakt und Berührungen können emotionale Nähe vergrößern. Wenn du jemandem offen und präsent in die Augen schaust, stellt das schnell Nähe her.

 

Wenn du jemanden berührst, ist es wichtig, dass die Person einverstanden ist. Achte darauf, dass du den Körperkontakt angemessen einsetzt. Dann können die Hand auf den Arm legen, Umarmungen, Kuscheln und Streicheln eine wunderschöne Möglichkeit sein, sich nah zu sein.

 

Hier sind ein paar Beispiele, wie ich Augenkontakt und Berührungen für emotionale Nähe einsetze:

  • Beim Essen schaue ich meinem Partner oft bewusst in die Augen – dadurch fühle ich mich viel präsenter und verbundener als wenn ich das nicht täte.
  • Auch wenn ich Kolleginnen oder Bekannten zuhöre, schaue ich ihnen gerne immer wieder bewusst in die Augen und ins Gesicht, um mich mit ihnen zu verbinden.
  • Wenn ich Freunde oder Freundinnen zur Begrüßung umarme, dann ist das meist nicht nur eine Geste. Ich nehme die Umarmung ganz bewusst wahr und lasse mich für einige Momente auf den Körperkontakt ein.
  • Mit meinem Sohn nehme ich mir regelmäßig Zeit zu kuscheln.
  • Mein Partner und ich haben die Angewohnheit, uns aufs Sofa zu legen und den Wecker auf 5 oder 10 Minuten zu stellen. Für diese Zeit liegen wir in einer stillen Umarmung dort. Das machen wir, wenn es einem von uns nicht so gut geht. Oder wenn die Stimmung zwischen uns angespannt ist, obwohl wir uns beide Nähe wünschen. 

5.  Überprüfen, welche Priorität du emotionaler Nähe gibst

Wenn du dich nach emotionaler Nähe und Verbundenheit sehnst, dann nimm sie entsprechend wichtig. Um deine eigenen Prioritäten besser kennenzulernen, beantworte diese drei Fragen:

  • Wie viel Zeit reservierst du momentan dafür, emotionale Nähe zu erleben?
  • Wie viel Fokus legst du in deinem Alltag auf Verbundenheit?
  • Lernst du dazu und verbesserst du deine Fähigkeiten, was Nähe, Verbundenheit und Intimität angeht?

Im Alltag entsteht emotionale Nähe nicht unbedingt von alleine. Wenn sie dir wichtig ist, dann räume bewusst Platz dafür ein. Du kannst durchaus Zeiten verabreden, die als nahe Zeit reserviert sind: In einer Partnerschaft kann das bewusste wöchentliche Intimitätszeit sein. In einer Freundschaft können Zeiten für vertraute, ungestörte Gespräche passend sein.

Fazit

Du kennst nun fünf praktische Wege, mehr emotionale Nähe und Verbundenheit zu erleben:

  • Hab den Mut, dich verletzlich zu zeigen und teile offen mit, was in dir vorgeht.
  • Drücke deine ehrliche Wertschätzung aus.
  • Höre präsent und offen zu.
  • Schau der anderen Person in die Augen und berühre sie, wenn es passt.
  • Nimm dir bewusst Zeit und Raum für emotionale Nähe.

Was fällt dir am leichtesten? Mein Vorschlag ist: Starte dort. Nach und nach kannst du deine Fähigkeit, emotionale Nähe zu schaffen und zu erleben, ausbauen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Christel (Dienstag, 20 August 2024 14:47)

    Liebe Daria,
    danke für deine Impulse, sehr praxisnah!
    Liebe Grüße aus Oldenburg, Christel

  • #2

    Daria (Montag, 26 August 2024 17:03)

    Danke, liebe Christel!