Sei ehrlich - Warum deine Mama recht hatte

„Du hast uns nie eine Chance gegeben, oder? Dabei bist du doch sonst so neugierig! Ich verstehe nicht, warum du nicht ausprobieren willst, wie es mit uns wäre…“

 

Boom.

 

Seine Sätze landen in mir wie ein Stein in einem tiefen Brunnen.

 

Wir stehen im Dunkeln in einer Berliner Strandbar. Das Mojito-Glas liegt kalt in meiner Hand. Meine Finger pulen an dem Holzzaun vor mir herum.

 

„Ja stimmt, ich hab uns nie ernsthaft in Erwägung gezogen.“

 

Die Lichter spiegeln sich in der Spree. Seine Frage berührt mich. In diesem Moment kapiere ich, wie gerne dieser Mann mit mir zusammen wäre. Ich habe ihm wirklich keine Chance gegeben.

 

Warum eigentlich nicht?

 

Ich scheine unbewegt, und doch verschiebt sich etwas in mir. Ganze Kontinente ändern auf meiner inneren Landkarte ihre Küstenlinie.

 

Ein paar unscheinbare, aufrichtige Worte - und in mir passiert ein Erdbeben. Was mir vorher nicht vorstellbar schien, wird plötzlich möglich.

 

Zwei Wochen später frage ich ihn, ob er mit mir zusammen sein möchte.

 

Seitdem sind mehr als 10 Jahre vergangen, und ich habe nicht eine Sekunde bereut, dass wir zusammen sind.

 

Bin ich froh, dass er in dem Moment aufrichtig ausgedrückt hat, was in ihm vorging!

 

Wir hätten uns sonst wohl verpasst. Es wäre bei einer schönen Affäre geblieben, für die ich keine Zukunft gesehen habe.

 

Wenn du aufrichtig sagst, was in dir vorgeht, hat das eine ganz besondere Kraft.

Diese 5 Vorteile gewinnst du, wenn du ehrlich bist

  1. Es ist aufregend, die Wahrheit zu sagen.
    Glaubst du nicht? Hast du als Teenie mal Flaschendrehen gespielt, auch bekannt als Wahrheit oder Pflicht? Wenn du dich selbst offenbarst, kann das deinen Puls ganz schön hochjagen.
  2. Du lernst dich selbst besser kennen.
    Jedes Mal, wenn ich mich aufrichtig offenbare, lerne ich mich besser kennen. Hinter meiner Wahrheit verbirgt sich oft mehr, als mir bewusst ist.
    „Als du zu mir gesagt hast, dass du den Abend alleine verbringen möchtest, war ich so wütend.“ Denk- und Fühlpause. „Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit füreinander haben und eine engere Verbindung. Du fehlst mir.“ Huch, das war mir gar nicht bewusst. Weil ich mich ausdrücken wollte, ist es mir klar geworden.
  3. Das Leben wird total einfach, wenn du sagst, was Sache ist.
    Versteckspiele werden unnötig. Die Menschen in deiner Umgebung verstehen dich viel besser. Du wirst merken, dass viele deiner Befürchtungen überhaupt nicht wahr sind. Kein Grund mehr, zig Szenarien in deinem Kopf durchzuspielen.
    Sag es einfach, wie es ist. „Ich glaube du hast doch recht. Ich habe mich geirrt“, kannst du ganz leicht sagen. Du ersparst dir viel Streit.
  4. Du lernst interessante Menschen kennen.
    „Wie geht es dir?“ ist eine total interessante Frage, wenn du sie ernst nimmst. Wenn du auf eine für dich angemessene Weise die Wahrheit sagst, dann merkst du schnell, wie die andere Person reagiert. Ist sie offen und interessiert? Steigt sie darauf ein? Oder zieht sie sich höflich zurück?
    Viele Menschen steigen gerne in ein echtes Gespräch ein. Kein langweiliger Smalltalk mehr. Wenn du aufrichtig bist, legst du die Basis für ein spannendes Gespräch. Und das heißt nicht, dass du jedem alles erzählen sollst.
  5. Deine Beziehungen werden lebendiger.
    Beziehungen leiden darunter, wenn wichtige Botschaften unausgesprochen bleiben. Wenn du die Wahrheit sagst, mögen manche Konflikte klarer zutage treten. Aber nur so lassen sie sich lösen.
    Wenn du so viel unter den Teppich kehrst, dass er Wellen schlägt und du auf Zehenspitzen herumschleichst, dann wirst du dich bald fühlen wie im Mausoleum.
    Stell' dir vor, dir ist eine der folgenden Situationen passiert:
    • Das Geschenk deines Partners oder deiner Partnerin gefällt dir nicht.
    • Du hast dich in jemand anderen verliebt.
    • Du hast keine Lust, mit zu deinen Schwiegereltern zu kommen.
    • Du magst nicht, wie er oder sie dich anfasst.
    • Dir schmeckt nicht, was er oder sie für dich gekocht hat.

Sagst du es oder schweigst du? Wenn du schweigst, verpasst du die Chance, etwas über dich zu lernen und gemeinsam mit deinem Partner oder deiner Partnerin eine Lösung zu finden. Was befürchtest du würde passieren, wenn du es sagst?

Wie du mit deinen Befürchtungen umgehen kannst

Erstmal ist es wichtig, deine Befürchtungen zu bemerken. Das ist nicht immer leicht. Hier sind ein paar Beispiele, was ich in der Vergangenheit befürchtet habe:

  • Er wird mich auslachen, wenn ich das sage.
  • Dann spricht sie nicht mehr mit mir.
  • Sie findet mich merkwürdig.
  • Das verzeiht er mir nie.
  • Ich werde ihn verletzen.
  • Er wird sich von mir trennen.

Du kannst dich fragen, ob diese Befürchtungen wirklich wahr sind. Wo ist dein Beweis? Wenn du es genauer wissen willst, dann untersuche diese Gedanken mit The Work of Byron Katie und löse deine Glaubenssätze auf.

5 entscheidende Punkte, damit es gut klappt mit dir und der Wahrheit

  1. Der passende Zeitpunkt
    Ist dein Gegenüber gerade offen für deine Selbstoffenbarung? Wenn die Suppe überkocht und gleichzeitig das Kind schreit: eher nicht. Wenn dir deine Botschaft wichtig ist, dann frag vorher nach, ob es ein guter Moment ist, dir zuzuhören.
  2. Keep it simple
    Fang mit einer klaren, spezifischen Botschaft an. Desto länger, desto verwirrender.
  3. Bleib bei dir
    Sag die Wahrheit über dich. Wie du dich fühlst, kannst nur du wissen. Wenn du dich dabei erwischst, wie du Vorwürfe machst, hast du die Wahrheit verlassen.
  4. Spare dir versteckte Appelle
    Wenn ich dir sage, dass ich dich liebe, damit du mir sagst, dass du mich auch liebst, dann ist das ein versteckter Appell. Du wirst das ganz anders aufnehmen, als wenn ich dir einfach sage, dass ich dich liebe, um mich mitzuteilen.
    Menschen riechen Doppelbotschaften. Selbst wenn sie nicht genau sagen können, was nicht stimmt, haben die meisten Menschen ein gutes Gespür dafür. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht damit durchkomme, wenn ich etwas über mich sage und eigentlich etwas anderes damit will. The Work of Byron Katie ist eine wunderbare Methode, um mir meiner versteckten Motivationen immer bewusster zu werden und die Glaubenssätze aufzulösen, die mich davon abhalten die Wahrheit zu sagen.
  5. Im Moment sein
    Wenn du dich damit wohlfühlst, aufrichtig zu sagen, was in dir vorgeht, dann versuche das immer mehr in dem Moment zu machen, in dem es auftaucht (und nicht erst später).
    Stell’ dir vor, dein/e Partner/in sagt zu dir: „Schatz, ich komme heute später nach Hause.“ Du hast ein merkwürdiges Gefühl, bekommst das aber nicht richtig mit. Abends bist du zurückgezogen und genervt. Dein/e Partner/in kommt später und du hast schlechte Laune. Der Abend ist verkorkst.
    Stell’ dir vor, du hättest sofort gesagt: „Als du das gerade gesagt hast, habe ich ein ganz unangenehmes Gefühl im Bauch bekommen. Ich glaube, ich habe Angst, dass es dir nicht wichtig ist, den Abend mit mir zu verbringen. Ich hab mich auf heute Abend gefreut und ich wünsche mir mehr Verlässlichkeit.“ Ihr hättet sofort klären können, wie ihr mit dem Abend umgeht, und wahrscheinlich hättet ihr euch einander näher gefühlt.

Und du?

Ich liebe es, die Wahrheit zu sagen. Klar und spezifisch. Es gibt kaum etwas Einfacheres, Aufregenderes und gleichzeitig Entspannenderes.

 

Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Was ist der Hauptgrund, der dich abhält zu sagen, was in dir vorgeht? Erzähle mir in den Kommentaren davon.

 

Wenn du deine Befürchtungen mit The Work untersuchen möchtest und dich selbst besser kennenlernen möchtest, dann komme in meine kostenlose online Gruppe für The Work of Byron Katie.

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