Ich sollte weniger essen - wahr oder falsch?

Solltest du weniger essen?

Ich sollte weniger essen.

Ich sollte mit einer Portion zufrieden sein.

Ich sollte endlich abnehmen.

 

Kommen dir diese Sätze bekannt vor? Erzählt dir deine innere Stimme das?

 

Einige meiner Klientinnen denken den ganzen Tag ans Essen. Direkt nach dem Mittag planen sie das Abendbrot.

 

Oder gibt es heute einen Nachmittagssnack? Wie viel darf ich heute essen? Was esse ich? Nehme ich davon zu?

 

Wie frustrierend und energieraubend, sich so viel damit zu beschäftigen! Diese Gedanken hören nicht von alleine auf.

 

Wie kannst du dich aus Griff dieser Gedanken befreien?

Gedanken sind harmlos. Erst wenn du sie glaubst, haben sie Macht über dich. Wenn du dir einfach sagst: „Das glaub ich jetzt nicht mehr“, funktioniert das meiner Erfahrung nach nicht. Um deiner inneren Wahrheit näher zu kommen, kannst du deine Gedanken mit der Methode The Work of Byron Katie untersuchen. Das ist eine wirksame Methode der Selbsterkenntnis.

 

Vielleicht stellst du fest, dass du Gedanken glaubst, die bei näherer Untersuchung gar nicht wahr sind. Das wäre doch gut zu wissen, oder? Du kannst negative Glaubenssätze so auflösen.

 

Wenn du deine innere Wahrheit klarer hörst, ist das außerordentlich befreiend! Die belastenden Gedanken lassen dich dann von ganz alleine in Ruhe. Ich zeige dir, wie das geht. The Work besteht aus vier einfachen Fragen und einem Perspektivwechsel.

 

Ich habe früher ständig ans Essen gedacht. Emotionales Essen war ein Problem für mich. Ich hatte dauernd ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, dass ich weniger essen sollte. Ich wollte meine Essgewohnheiten ändern, aber ich konnte es nicht.

 

Um diesen Gedanken Ich sollte weniger essen zu überprüfen, denke ich an eine konkrete Situation, in der ich ihn geglaubt habe. Es gab viele solche Situationen. Ich suche mir eine aus.

 

Im Sommer 2014 war ich auf einem Seminar. Es gab leckeres, gesundes Essen, das auf einem Buffet angerichtet war. Ich habe mir einen großen Teller voll Essen geholt und bin damit zum Tisch gegangen. In dem Moment, als ich mich hinsetze, dachte ich: Ich sollte weniger essen.

 

Ich sehe die Szene jetzt vor meinem inneren Auge. Du kannst auch an eine Situation denken, die du erlebt hast. Hast du ein Bild von der Situation?  Dann kann es losgehen. Ich teile meine Antworten mit dir.

 

 

Am meisten profitierst du von diesem Artikel, wenn du deine eigenen Antworten auf die Fragen findest.

Stimmt das überhaupt?

1. Ist das wahr, dass ich weniger essen sollte?

 

Für diese Frage schließe ich die Augen und höre in mich hinein. Meine innere Stimme sagt mir sofort: „Ja natürlich stimmt das, was soll der Quatsch?“ Ich ignoriere diesen Kommentar. Ich lasse mir Zeit. Was fühlt sich stimmig an: Ja oder Nein? Meine Antwort ist: Ja.

 

2. Kannst du ganz sicher sein, dass das wahr ist, dass du weniger essen solltest?

 

Wieder höre ich in mich hinein. Welche Antwort taucht auf? Nein.

Was hat dieser Gedanke für Folgen?

3. Wie reagierst du und was passiert, wenn du das glaubst, dass du weniger essen solltest?

 

Ich schließe die Augen. Ich sehe die Szene vor mir, wie ich mich gerade mit meinem vollen Teller hinsetze. Ich beobachte, wie ich reagiere, wenn ich glaube, dass ich weniger essen sollte:

 

Ich spüre etwas Schweres auf der Brust, eine Last. Ich bin deprimiert. Ich schäme mich. Meine Schultern hängen nach vorne. Ich ziehe den Kopf ein und frage mich, was die Anderen denken. Ich glaube, dass sie mich beobachten und auf mich herab schauen, weil ich so viel esse. Es ist mir peinlich. Ich mache mich innerlich herunter. Ich schimpfe mit mir. Ich möchte mich verkriechen. Ich würde am liebsten aus diesem Raum verschwinden. Ich lehne mich ab. Ich bin mutlos und fühle mich plötzlich müde. Ich sehe das Essen auf dem Teller und habe den Drang alles aufzuessen. Ich habe ein hohles Gefühl im Magen, ich fühle mich schwach. Ich habe Angst zuzunehmen.

 

Welche Bilder aus der Vergangenheit tauchen auf, wenn du den Gedanken glaubst?

 

Ich sehe meine Mutter zu Hause am Esstisch sitzen. Sie ist unglücklich, weil sie so viel gegessen hat. Ich bin traurig.

 

Welche Bilder aus der Zukunft tauchen auf, wenn du den Gedanken glaubst?

 

Ich sehe einen anderen Seminarteilnehmer spöttisch auf meinen vollen Teller schauen. Ich sehe mich selbst vollgefressen und unglücklich. Ich sehe mich selbst mit dickem Bauch.

 

Wie lebst du dein Leben, wenn du der Überzeugung bist, dass du weniger essen solltest?

 

Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen. Ich zähle täglich im Kopf zusammen, wie viel ich gegessen habe und frage mich, ob das schon zu viel ist. Ich denke ständig an Essen. Ich habe den Drang zu essen. Ich schäme mich und glaube, dass ich nicht diszipliniert bin. Ich mache Pläne, mich gesund zu ernähren und weniger zu essen, die ich dann nicht durchhalte. Ich lebe in ständiger Sorge zuzunehmen.

 

4. Wer bist du in derselben Situation ohne den Gedanken, dass du weniger essen solltest?

 

In mir ist es ruhig. Der Gedankensturm hört auf. Ich sehe das leckere Essen auf dem Teller. Ich setze mich hin. Ich fühle, dass ich Hunger habe. Ich bin froh, dass es etwas zu essen gibt. Ich bin neugierig, wie es schmeckt. Ich habe ein Gefühl von Fülle und Dankbarkeit. Ich bin okay, so wie ich bin.

Finde eine neue Perspektive!

Jetzt geht es darum, den Blickwinkel zu wechseln. Wie kann ich den Gedanken Ich sollte weniger essen in sein Gegenteil verkehren? Für jede Umkehrung finde ich mindestens drei Beispiele, wie sie auch wahr ist.

 

Ich sollte mehr essen.

  • Ja, denn in diesem Moment habe ich seit mehreren Stunden nichts gegessen.
  • Ja, ich habe Hunger und es ist Essen für mich da.
  • Wenn ich mich nach dem Essen vollgestopft fühle, ist das eine Chance mich damit auseinander zu setzen, was los ist. Es bringt mich dazu, meine Gedanken zu untersuchen.
  • Ich esse so lange „zu viel“ bis ich einen besseren Weg gelernt habe.
  • Es ist normal, sich ab und zu nach dem Essen „zu voll“ zu fühlen.

Ich darf weniger essen.

  • Ich darf aufhören, wenn ich satt bin. Weil sich das in meinem Körper besser anfühlt.
  • Ich darf mein Selbstbild untersuchen und aufhören, mich als nimmersatten Vielfraß zu sehen.
  • Ich kann weniger essen, wenn ich mich mehr darum kümmere, was ich in diesem Moment wirklich brauche.
  • Ich darf Essen auf meinem Teller übrig lassen. Ich muss nicht meinen Teller leer essen.

Ich sollte genau so viel essen, wie ich esse.

  • Es gibt keine andere Möglichkeit: ich kann nicht mehr oder weniger essen, als ich esse.
  • Mein Körper ist gesund und funktioniert gut. Er atmet, verdaut und bewegt sich. So wie ich esse, ist es also offensichtlich gut genug für ihn.
  • Außer dass ich stressige Gedanken glaube, ist alles in Ordnung. Ohne den Gedanken, dass ich weniger essen sollte, gibt es kein Problem.

Jetzt bist du dran.

Was lösen meine Antworten in dir aus? Hast du eigene Antworten auf die Fragen gefunden? Erzähl mir in den Kommentaren davon.

 

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Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Isabell (Donnerstag, 06 Februar 2020 09:38)

    Liebe Daria!
    Ich habe gerade eine Work nach deiner Anleitung gemacht. Es ist wirklich faszinierend, was da ans Licht kommt...danke!

  • #2

    Daria Schymura (Donnerstag, 06 Februar 2020 10:56)

    Wie schön, Isabell!